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Synthie Pop hier, Synthie Pop da... 
Eine angebliche Geschmacksverirrung der 80er wird scheinbar gesellschaftsfähig

Bildquelle: by 33rpmPVC








Wie oft und wie lange wurde der Synthie Pop schlecht geredet? Kaum ein Musikjournalist oder sonstiger Fachmann, der in den nachfolgenden Dekaden nicht abfällig über dieses Genre geschrieben hätte. Sofern man sich überhaupt mit den "unsäglichen 80ern" befassen wollte. (Zitat des Jazz-Trompeters Till Brönner: "Ich habe die Musik der 80er gehasst!"/ Quelle: http://tinyurl.com/dxsaccc)

Und plötzlich ist er wieder da! Man siehe nur, welche Mühe sich der Musikexpress in diesem Monat mit dem Thema gegeben hat. Gut, vermutlich hat das auch etwas mit dem pflichterfüllenden Hochpushen der neuen Scheibe von Depeche Mode zu tun, die ja sowas wie das Mutterschiff der elektronischen Popmusik geworden, besser gesagt geblieben sind. Und ja, mir gefällt das Album natürlich auch...

Grundsätzlich muß ich sagen, das ich immer ein sehr großer Anhänger von elektronisch erzeugter Musik war und bin. Sofern es sich nicht gerade um Techno handelt. Dazu fehlt mir tatsächlich leider jedweder Zugang.

Eigentlich ist das, was man später als Synthie Pop bezeichnete ja schon in den 70ern entstanden. Anerkannter Startpunkt dürfte das One Hit Wonder "Popcorn" der Formation Hot Butter aus dem Jahre 1972 sein. Auch die Einflüsse von Kraftwerk waren prägend. Richtig in Schwung kam das Ganze aber zu Beginn der 80er, als sich aus dem Postpunk, bzw. dem New Wave, eine große Reihe von Bands und Künstlern aufmachte und mit elektronischen Klängen einen Hit nach dem anderen produzierten. Noch nicht allen voran, aber schon damals mit dabei, die bereits oben erwähnten Depeche Mode. Weitere große Namen dieser Zeit waren Tubeway Army mit Gary Numan, Fad Gadget, Human League, Heaven 17, OMD, Soft Cell, Simple Minds, Ultravox, New Order und, und, und... Songs wie Tainted Love, Blue Monday, Temptation, People Are People, Sweet Dreams, Don´t Go oder Fade To Grey, um nur ein paar wenige zu nennen, darf man getrost als Evergreens bezeichnen.

Warum das Genre später teilweise in der öffentlichen Wahrnehmung so schlecht weg kam, ist mir schleierhaft, denn auch für die folgenden Dekaden wurden von diesen Künstlern Fluchtstäbe in die Erde gerammt, an denen sich zahlreiche Epigonen, aber auch Innovatoren entlang hangelten. Auch in den 90ern und 00ern gab es immer wieder Bands wie The Faint oder Mesh, die sich klar zum Synthie Pop, zumindest als großen Einfluss bekannten und es bis heute tun. Längst nicht alles blieb dabei hörenswert, aber bis heute gibt es nennenswerte Acts wie beispielsweise Hurts mit ihrem 2010er Debüt Happiness, welches klar an dem Sound der 80er anknüpfte.

Heute heißen die Bands oder Projekte ZyniC, Ghost & Writer oder Torul... Und natürlich - und da schliesst sich vorerst der Kreis - Depeche Mode! Wobei aber gerade auch DM immer schon Grenzgänger waren, die nicht nur auf den Mainstream ausgerichtet sind, von diesem dennoch bereitwillig konsumiert werden, was gerade auch das neue Album Delta Machine beweist. Von daher halte ich es für gut und wichtig, das der Synthie-Pop die Anerkennung bekommt, die er verdient. Nicht mehr, aber auch nicht weniger...